Die repetetive transkranielle Magnetstimulation (rTMs) ist ein Neurostimulationsverfahren, das als Zielregion den präfrontalen Kortex stimuliert. Bereits seit den 1980er Jahren findet das Verfahren in der neurologischen Diagnostik Anwendung. Das Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee setzt die rTMs seit März 2018 in der Behandlung depressiver Erkrankungen und Angststörungen ein.
Ziel der rTMs ist die Modulation neuronaler Netzwerke durch Induktion langanhaltender Veränderungen der neuronalen Exzitabilität. Effekte entstehen dabei im direkt stimulierten Hirnareal und in den funktionell verbundenen Arealen. Die Stimulationseffekte hängen von den Stimulationsparametern ab. In der Regel führt hochfrequente rTMS (10-20 Hz) zu einer Erhöhung und niederfrequente rTMS (<5 Hz) zu einer Verminderung der kortikalen Aktivität. Die präfrontale rTMS kann die Funktionen im Bereich der fronto-limbischen Strukturen manipulieren. Dieser Bereich ist bei einer Depression verändert. Das Verfahren zeigt ebenfalls Einfluss auf das Neurotransmittersystem, das in die Pathophysiologie der Depression einfließt.
Zu den Indikationen für dieses Behandlungsverfahren gehören Depressionen, Angststörungen und chronischer Tinnitus, ferner Schizophrenien (Behandlung von Negativ-Symptomatik oder therapierefraktäre akustische Halluzinationen) sowie Zwangsstörungen, Schmerzsyndrome und die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) unter Abwägung des Nutzen-Risiko-Profils.
Absolute Kontraindikationen sind Metall-Partikel oder metallische Geräte in unmittelbarer Nähe der Stimulationsspule (Herzschrittmacher, Cochlea-Implantate, ferromagnetische Clips, Metallsplitter) und erhöhter intrazerebraler Druck. Zu den relativen Kontraindikationen zählen unter anderem Krampfanfälle in der Anamnese, Verletzungen oder Läsionen des Gehirns, krampfschwellensenkende Medikamente, Alkoholabhängigkeit, Schwangerschaft, Schlafentzug und großflächige Tattoos.
rTMS wird in der Behandlung depressiver Erkrankungen und Angststörungen eingesetzt
Im Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee findet das Verfahren in der Behandlung depressiver Erkrankungen und Angststörungen Anwendung.
Die S3-Leitlinie spricht eine Kann-Empfehlung für die rTMS des linken dorsolateralen präfrontalen Cortex bei therapieresistenter Depression aus. Bei der Behandlung wahnhafter Depressionen ist die EKT überlegen. Die weiteren Indikationen sind off-Label.
Das Alexianer St. Joseph-Krankenhaus führt die rTMS bei Depression über zwei Wochen zweimal pro Tag (Mo-Fr) als Theta-Burst durch. Danach werden die Intervalle für eine Erhaltungsphase verlängert. Die Theta-Burst-rTMS hat den Vorteil einer kürzeren Therapiesitzung pro Behandlungseinheit und wird hierdurch von Patientinnen und Patienten besser toleriert.
In der stationären Behandlung wird die rTMS nur über Zusatzentgelte vergütet, in der ambulanten Therapie gibt es bislang keine Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen.
Claudia Rauch
Oberärztin
Stationen 1 und 7
Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee