Im Rahmen der 12. Berliner Woche der Seelischen Gesundheit zeichnete das Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee für fünf Veranstaltungen verantwortlich. Zudem moderierte Dr. med. Iris Hauth die von der DGPPN veranstaltete Auftaktveranstaltung.
Zum Start der 12. Berliner Woche der SeelischenGesundheit veranstaltete das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) eine öffentliche Talkrunde unter dem Motto „Gestresste Gesellschaft – was tun?“ im Maison de France. Über 100 Besucher waren am 10. Oktober 2018 an den Berliner Kurfürstendamm gekommen, um von Experten aus verschiedenen Fachrichtungen mehr über das Schwerpunkthema der Aktionswoche zu erfahren.
StaatssekretärBoris Velter von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung eröffnete die Woche in Vertretung der Schirmherrin und Senatorin Dilek Kolat. Nach einer Video-Botschaft von Dr. Eckhart von Hirschhausen gab es einen spannenden Impulsvortrag von Dr. Donya Gilan vom Deutschen Resilienz-Zentrum in Mainz. Sie stellte die Resilienz oder auch seelische Widerstandskraft als ein proaktives Konzept gegen die allgegenwärtige Stressbelastung vor. Die gute Nachricht dabei lautet: Resilienz ist erlernbar und kann in jedem Lebensalter trainiert werden. Dr. Gilan sieht die Verantwortung für die seelische Gesundheit jedoch nicht nur bei jedem Einzelnen, sondern auch bei Arbeitgebern und Politikern, die den Rahmen für unser Zusammenleben vorgeben.
Die anschließende Expertenrunde wurde von Dr. Iris Hauth, ärztliche Direktorin des Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee und Past President der DGPPN geleitet. Sie befragte Fachlaute aus verschiedenen Bereichen zu Ursachen und Lösungsansätzen für den gefühlten Dauerstress, in dem sich unsere Gesellschaft befindet. Handball Nationaltorwart Silvio Heinevetter plädierte für mehr sozialen Austausch und Zusammenhalt, wie er z.B. im Mannschaftssport praktiziert wird: „Für mich ist vor allem Sport in der Gemeinschaft ein Werkzeug, das unabhängig von Alter, Geschlecht und körperlicher Fitness für mehr seelische Gesundheit sorgen kann“. Prof. Andreas Bechdolf, Psychiater und Chefarzt am Vivantes Klinikum am Urban betonte die dringend notwendige Unterstützung der jungen Menschen in Berlin. Sie haben oft ein erhöhtes Risiko für eine psychische Erkrankung und nehmen nur selten professionelle Hilfe in Anspruch. Abhilfe sollen offene Angebote wie die neue Begegnungsstätte „Soulspace“ in Kreuzberg schaffen.
Welche Rolle das hektische Leben in der Großstadt Berlin für die seelische Gesundheit spielt, hat Stadt-und Zukunftsforscher Ludwig Engel im Rahmen des interdisziplinären Forums für Neurourbanistik an der Charité untersucht. Sein Fazit: Das Leben in Berlin ist viel besser als sein Ruf, da es in der Stadtlandschaft noch genügend öffentlichen Raum für Begegnung und die freie Entfaltung der Bewohner gibt. Dr. Thomas Götz, Landesbeauftragter für Psychiatrie in Berlin, sieht dennoch die Politik in der Verantwortung, mehr für die Prävention psychischer Erkrankungen zu tun. Berlin verfüge zwar über gute medizinische Versorgungsstrukturen, doch müssten die einzelnen Bereiche der öffentlichen Verwaltung noch viel stärker für das Thema sensibilisiert werden.
Zum Abschluss des Abends stellte Anna Gleiniger, Projektleiterin bei der OnlineSuizidprävention U25 der Caritas, die Aktion „Ein Gespräch kann Leben retten“ vor. Dabei wollen Ehrenamtliche und Mitarbeiter von U25 einen Tag lang in einem Sonderzug der Berliner S-Bahn mit Fahrgästen ins Gespräch kommen und über seelische Erkrankungen aufklären. Die Berliner Aktionswoche wird seit ihrer Gründung 2006 vom Berliner Senat finanziell unterstützt. Auch die Aktion Mensch hat die Auftaktveranstaltung im Rahmen ihrer Förderaktion „Noch viel mehr vor“ mitfinanziert.