Seit 1. Juli 2020 ist Dr. med. Ruth M. Rottbeck M. Sc. Oberärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee. Die 48-Jährige hat die oberärztliche Leitung der Station 5 übernommen.
Aufgewachsen ist Ruth Rottbeck im nordrhein-westfälischen Rhede. Ihr Medizinstudium absolvierte sie mit einem Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Dort promovierte sie zu „Postpartalen Risikofaktoren einer Bronchopulmonalen Dysplasie", einer chronischen Lungenkrankheit, die vor allem bei Frühgeborenen auftritt.
Während ihrer Facharztausbildung arbeitete die Medizinerin zunächst an der Klinik für Neurologie am Klinikum Minden, bevor sie in die Abteilung für Psychiatrie des Evangelischen Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge in Berlin-Lichtenberg wechselte. Im Sommer 2005 legte sie in Berlin die Neurologie-Facharztprüfung ab.
Erster Auslandseinsatz und Ordensausbildung
Zuvor hatte Rottbeck, ebenfalls in Berlin, im Rahmen des berufsbegleitenden Masterstudiengangs „Internationale Gesundheit" das Diplom in Tropenmedizin und Public Health an der Charité erworben. Mit diesem Diplom ging die Ärztin für den Deutschen Entwicklungsdienst an das Centre Hospitalier Universitaire de Butare im afrikanischen Ruanda, wo sie im Rahmen ihrer dreijährigen Tätigkeit eine neurologische Station aufbaute. Zwischenzeitlich, im Jahr 2008, schloss sie den Masterstudiengang ab.
Im Herbst 2010 kehrte Rottbeck als Assistenzärztin der Abteilung für Psychiatrie an das Evangelische Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge zurück. Ein Jahr später legte sie die Facharztprüfung Nervenheilkunde vor der Ärztekammer Berlin ab.
Zur gleichen Zeit begann Rottbeck, die sich bereits in ihrer Jugend in ihrer Gemeinde im Münsterland engagiert hatte, die Ordensausbildung bei den Franziskanerinnen von Sießen in Baden-Württemberg. Am Krankenhaus Sigmaringen war sie parallel als Fachärztin für Neurologie tätig.
Vom Amazonas nach Berlin
Nach der Noviziatszeit lebte die Ordensschwester für ein halbes Jahr in Brasilien, im Provinzhaus in Guaratinguetá, in der Nähe von São Paulo und erlernte dort brasilianisches Portugiesisch. Nach ihrer Rückkehr arbeitete Rottbeck als Assistenzärztin in der Klinik für Allgemeine Psychiatrie und Sozialpsychiatrie am Zentrum für Seelische Gesundheit (ZSG) in Stuttgart. Später wechselte sie innerhalb des ZSG als Oberärztin in die Klinik für Gerontopsychiatrie. Im Sommer 2017 absolvierte Rottbeck ihre Facharztprüfung Psychiatrie und Psychotherapie mit dem Schwerpunkt Verhaltenstherapie vor der Ärztekammer Stuttgart.
Am 2. Februar 2019 legte die Franziskanerin die Ewige Profess im Kloster Sießen ab. Im selben Monat übernahm sie die ärztliche Verantwortung auf dem Krankenhausschiff „Papa Franciso". Das im brasilianischen Óbidos am Amazonas stationierte Schiff ist seit Sommer 2019 im Einsatz, um mit wechselnden Teams aus jeweils zehn freiwilligen Ärzten die medizinische Grundversorgung für rund 700.000 Menschen in gut 1.000 abgelegenen Dörfern im Amazonasgebiet zu sichern. Als das Krankenhausschiff seine Arbeit aufgrund der Corona-Pandemie vorübergehend einstellen musste, entschied sich die Ärztin, Ende April 2020 nach Deutschland zurückzukehren.
Wieder führte sie ihr Weg nach Berlin – in das Alexianer St. Joseph-Krankenhaus. „Für die Station 5 ist es mir wichtig, dass sich die Patientinnen und Patienten auf „ihrer" Station wohlfühlen und sie als „Heimatstation" erleben können. Ein großer Wert ist mir ein gutes Miteinander im Team. Ich möchte das multiprofessionelle Konzept zur Behandlung von Patienten mit Psychoseerkrankungen leitliniengerecht und personenzentriert weiterentwickeln. Für unser Stationsteam ist es wichtig, professionell mit Situationen, in denen es zu Aggressionen und Gewalt kommt, umgehen zu können. Hierfür gilt es insbesondere, die bereits begonnene Implementierung von Safewards, einem Konzept zum Umgang mit solchen Situationen, weiter voranzubringen", erklärt Rottbeck.