Vom 23. bis 26. November 2022 fand der Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) im Berliner CityCube statt. Mit gut 9000 Fachbesuchern ist er Europas größter Kongress zum Thema psychische Gesundheit. Als einer der größten Anbieter in diesem Fachgebiet waren die Alexianer mit einem Messestand vertreten. Für die Alexianer war der Auftritt ein voller Erfolg. Neben dem persönlichen Austausch stand die Vorstellung von Leuchtturmprojekten aus der Alexianer-Welt im Mittelpunkt kompakter und kurzweiliger Kaffeetalks.
Im Talk zum Thema „Soteria – eine Station als gesundes Milieu“ stellten Dr. med. Martin Voss, Ärztlicher Leiter des Angebots Soteria und Oberarzt in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhaus, und Götz Strauch, Pflegerische Leitung des Angebots Soteria und Stationsleitung in der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig-Krankenhauses, das alternative stationäre Behandlungskonzept vor: „Im Fokus stehen junge Menschen, die an einer Psychose leiden und denen das therapeutische Milieu Entspannung und Beruhigung schafft. Der Alltag wird zusammen mit den Patienten entwickelt, Normalität und Beruhigung sind wichtig. Es ist durchaus ein Gegenentwurf zur unruhigen Atmosphäre von großen allgemeinpsychiatrischen Stationen. Bestimmte Patienten sehen Soteria als hilfreiche Alternative, die entstigmatisiert und entängstigt.“
Welche neuen Perspektiven sich durch digital augmentierte Psychotherapie und VR-Technologie in der Angstbehandlung ergeben, stand im Fokus des Kaffeetalks zwischen Dr. med. Niklas Holze, der im Vorstand Digitales Psychotherapie Netzwerk (DPN) sitzt, und Dr. med. Iris Hauth, Ärztliche Direktorin und Regionalgeschäftsführerin des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee.
Dieses nutzt die digitalen Behandlungswerkzeuge des Hamburger Startups Sympatient in der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Angststörungen. Die Psychotherapie-App „Invirto“ ist eingebettet in ein persönliches Psychotherapie-Setting der Patientinnen und Patienten, die selbst psychoedukative und kognitive Inhalte bearbeiten und durch Behandlerinnen und Behandler zu einem störungsspezifischen und manualisierten Expositionstraining angeleitet werden. Wichtig ist, dass vor Einsatz der App eine klassifikatorische Diagnostik stattfindet und eine persönliche und direkte Begleitung im Behandlungsverlauf gewährleistet ist. Mit dieser innovativen Form der Behandlung sollen Ressourcen aktiviert und Selbstwirksamkeit in der Psychotherapie gezielt gefördert werden. Großer Vorteil des sehr niedrigschwelligen Angebots: Auch in Regionen, in denen Psychotherapie nur schwer verfügbar ist, kann eine leitliniengerechte Versorgung erfolgen.
Der dritte Kaffeetalk trug den Titel „Nicht die Dosis, sondern die Konzentration macht das Gift – Arzneimitteltherapiesicherheit nicht nur bei Risikopatienten“. Talkgast PD Dr. med. Michael Paulzen, Ärztlicher Direktor und Chefarzt des Alexianer Krankenhauses Aachen, schilderte im Dialog mit Dr. med. Iris Hauth: „Arzneistoffe verbleiben je nach individueller genetischer Konstitution und auch abhängig von Co-Medikationen anders im Körper der Patientinnen und Patienten.“ Folge seien unterschiedliche Wirkungen und auch Nebenwirkungen. „Mit dem Instrument des Therapeutischen Drug Monitorings wird die Pharmakotherapie mit Blick auf Wechselwirkungen gesteuert. Gleichzeitig werden die persönlichen Stoffwechseleigenschaften berücksichtigt“, so Paulzen. Co-medizierten Medikamente seien in das Gesamtkonzept eingebettet. So werde die Arzneimitteltherapiesicherheit sichergestellt.
Am Rande des Fachkongresses gab Dr. med. Iris Hauth dem britischen TV-Sender BBC ein Interview zum Thema „Cannabis-Legalisierung“, in dem sie die damit einhergehenden Risiken deutlich aufzeigte: „Für junge Menschen zwischen 13 und 25 Jahren bestehen große Gefahren durch den Konsum von Cannabis, 17 bis 20 Prozent geraten in eine Abhängigkeit. Zum Vergleich: Bei Erwachsenen sind es nur gut ein Prozent.“