Schmerzen im höheren Lebensalter

Dr. Rafaela Borowka

, Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee

Allein in Deutschland leiden 13 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen. Mit steigendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit, betroffen zu sein zu. Im höheren Lebensalter leiden 50 Prozent der Menschen unter chronischen Schmerzen. Viele glauben, im Alter gehörten Schmerzen dazu und sagen ihrem Arzt nichts davon. Die häufigsten Ursachen für Schmerzen sind Erkrankungen des Bewegungsapparates, zum Beispiel Arthrose, Frakturen bei Osteoporose aber auch entzündliche Erkrankungen oder Nervenschmerzen bei Gürtelrose oder Polyneuropathie. Erschwerend kommen im Alter häufig andere Erkrankungen hinzu, die die Einnahme von Medikamenten erfordern, sodass die Sorge vor Wechselwirkungen zunimmt.

Wenn der Leidensdruck immer größer wird, suchen Betroffene nach Möglichkeiten, die Schmerzen zu lindern. Im Rahmen der multimodalen Schmerztherapie des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee wird eine interdisziplinäre Behandlung aus individueller aktivierender Physiotherapie, Training der Kraft, Ausdauer und Gangsicherheit, Entspannung und aus künstlerischen Therapien wie der Tanztherapie und dem kreativen Arbeiten angeboten. 

„Ärztlicherseits versuchen wir neben der medikamentösen Therapie auch eine Linderung der Schmerzen durch Neuraltherapie oder Akupunktur zu erreichen“, erklärt Dr. med. Raphaela Borowka, die über die Zusatzbezeichnung Spezielle Schmerztherapie verfügt, und oberärztlich für die multimodale Schmerztherapie der Klinik für Neurologie verantwortlich ist. 

Die Fachärztin für Neurologie sieht eine relevante Verbesserungschance in der Kräftigung der Muskulatur, um die Knochen und degenerativen Veränderungen zu entlasten. Aus vielen Studien wisse man, dass bereits das bessere Verständnis von chronischen Schmerzen helfe, diese zu reduzieren. „Unsere Patientinnen und Patienten werden von unseren Psychologinnen bei Sorgen, Ängsten, depressiver Stimmung und vor allem bei der Verarbeitung der Schmerzen unterstützt“, erklärt sie. 

„Wir bemühen uns als Team, unseren Patientinnen und Patienten Übungen für den Alltag zu Hause, Möglichkeiten der Entspannung und Verfahren, um Schmerzen selbstständig wieder in den Griff zu bekommen, zu vermitteln. Als mögliche Verfahren zur selbständigen Schmerzkontrolle kann die Atementspannung, die progressive Muskelrelaxation (PMR), thermische Verfahren (Wärme, Kälte), Ablenkung, Genuss und transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) hilfreich sein“, führt sie aus. 

Es sei ein Irrglaube, dass man im Alter nichts mehr gegen Schmerzen tun könne. Dies sei schlichtweg falsch. Daher sein es ihr ein Anliegen, insbesondere auch ältere Menschen mit chronischen Schmerzen zu ermutigen, Hilfe zu suchen.