Tagesklinisches Angebot „Akute komplexe Krisenintervention (AKI)“ aufgestockt

Tagesklinisches Angebot „Akute komplexe Krisenintervention (AKI)“ aufgestockt

, Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee

Nicht immer erfüllt eine stationäre Behandlung die Bedürfnisse von Menschen in einer psychischen Krise, nicht selten ist sie sogar mit Nachteilen verbunden. So treten während eines stationären Aufenthalts Themen wie die häusliche Situation und andere Belastungsfaktoren, Konflikte mit dem sozialen Umfeld und alltagspraktische Unterstützung eher in den Hintergrund. Damit schafft das stationäre Setting einen mehr oder minder künstlichen Rahmen, in dem sich die psychische Krise zwar leichter überwinden lässt, der aber mit der normalen Lebenssituation oft wenig gemein hat. Hier setzt das tagesklinische Angebot der „Akuten komplexe Krisenintervention (AKI)“ an, das im Oktober 2022 von 10 auf 22 Behandlungsplätze mit kurzen Wartezeiten für schwer und chronisch Erkrankte aufgestockt wurde. 

„Das Angebot ‚Akuten komplexe Krisenintervention (AKI)‘ des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee richtet sich an Patientinnen und Patienten in psychischen Krisen, die eine stationäre Aufnahme rechtfertigen würden, bei denen aber Gründe vorliegen, die diese für den Verlauf ungünstig, nicht gewünscht oder nicht möglich erscheinen lassen“, erklärt Dr. med. Jolante Tuchman, Oberärztin im Alexianer St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee mit Zuständigkeit für die Psychiatrische Institutsambulanz und TK AKI. „Im Speziellen denken wir zum Beispiel an Patienten, bei denen es in der Vergangenheit immer wieder zu teilweise vermeidbaren häufigen stationären Aufenthalten gekommen ist. Auch für Patienten, die im Haus stationär behandelt werden und deren Aufenthalt verkürzt werden sollte, und für diejenigen, die – im Sinne einer Aktivierung – schrittweise ihren Alltag wiederaufnehmen können, ist die TK AKI eine gute Option“, führt Tuchman an. Ferner möchten wir auch Patienten erreichen, bei denen andere Gründe vorliegen, aus denen eine stationäre Behandlung bisher nicht erfolgte beziehungsweise nicht gewünscht ist, beispielsweise bei Erstmanifestationen. Die Diagnosen siedeln sich nach ICD-10 in den Kategorien F2 und F3 an, wobei je nach Individualsituation auch andere Diagnosen miteingeschlossen werden können“. Ausschlusskriterien für die Behandlung in der TK AKI sind eine akute Eigen- oder Fremdgefährdung, Dies schließt bedrohliches Verhalten mit ein. Das Vorliegen anderer Unterbringungskriterien nach PsychKG, anhaltender und hoher Suchtmittelkonsum und Wohnungs- beziehungsweise Obdachlosigkeit gehören ebenfalls zu den Ausschlusskriterien. 


Ziele der TK AKI

Erklärtes Ziel der TK AKI, deren multiprofessionelles Team sich aus zwei Ärzten, Pflegenden, einer Sozialarbeiterin, Psychologinnen, einer Ergotherapeutin und einer Genesungsbegleiterin zusammensetzt, ist die ambulante Unterstützung und Begleitung von Patientinnen und Patienten bei der Überwindung einer psychischen Krise. „Es geht uns um die Vermeidung oder Verkürzung von Krankenhausaufenthalten sowie um die verstärkte Einbeziehung der bereits bestehenden supportiven Strukturen, das soziale Netz und stabilisierende Alltagsgrößen wie die Familie, den Freundes- und Bekanntenkreis, das professionelle Helfersystem, die eigene Wohnung, Interessen und Hobbies“, erklärt Tuchman. Auf dieses Weise sollen die Patientinnen und Patienten zu einem konstruktiveren Umgang mit zukünftigen Krisen befähigt werden, wobei er oder sie und sein oder ihr Umfeld auf Gelerntes und Erfahrenes zurückgreifen können“, führt sie aus.


Behandlungsablauf und Schwerpunkte

Die Kontaktaufnahme erfolgt über eine telefonische Anmeldung unter der Rufnummer 030-92790-954 beziehungsweise über Vorstellung in der Akutaufnahme des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses.
Ein Erstgespräch mit einem oder zwei Mitgliedern des Teams kann zeitnah am selben oder dem darauffolgenden Werktag stattfinden. Dieses Gespräch kann in den Räumen der TK AKI oder der Station – bei Bedarf mit einer dortigen Bezugsperson (Pflege/Arzt) – durchgeführt werden. Im Rahmen dieses Gesprächs werden die Indikation, die grobe Zielstellung und weitere Faktoren geklärt. Im Anschluss wird eine gemeinsame Entscheidung über die Behandlung getroffen. 

Bei gegenseitigem Einverständnis über die Behandlung folgt eine circa einwöchige diagnostische Phase, in deren Rahmen der Patient die Mitglieder des Teams kennenlernt. Gemeinsam werden Therapieschwerpunkte, der Problemfokus sowie konkrete Ziele herausgearbeitet. 

In dieser Woche der Behandlung soll, wenn möglich, ein Umfeldgespräch stattfinden, bei dem aktuelle Alltagsschwierigkeiten, mögliche Behandlungshindernisse oder andere Stressoren angesprochen werden, die für den aktuellen Bezug von Bedeutung sind. Bei diesen Gesprächen ist die Anwesenheit von möglichst vielen aktuellen Bezugspersonen des Patienten (Familie, Freunde, professionelles Helfersystem) wichtig.

Darauf folgt die Stabilisierungs- und Behandlungsphase, in der eine feste Tagesstruktur gewährleistet wird, die den Patienten befähigen soll, eigene Wege aus der psychischen Krise zu finden. Hierzu werden wochentäglich im Zeitraum von 8:00 bis 15:00 Uhr therapeutische Angebote in den Räumen des Fachkrankenhauses sowie im häuslichen Umfeld des Patienten durchgeführt. 

Die durchschnittliche Behandlungsdauer liegt bei etwa vier bis sechs Wochen. Diese wird im Einzelfall dem individuellen Bedarf angepasst.

Das Angebot umfasst Arztkontakte, Psychoedukation, Ergotherapie, Bewegungstherapie, Training in sozialer Kompetenz, alltagspraktischen sowie kognitiven Fähigkeiten, sozialarbeiterische Beratung, Hausbesuche, weitergehende Gesprächsangebote unter Einbeziehung des sozialen Umfelds und vor allem ein kontinuierliches personenkonstantes Beziehungsangebot.

Am Wochenende ist die TK AKI personell nicht besetzt. Mit Unterstützung des TK AKI-Teams und des sozialen Umfelds fungieren die Samstage und Sonntage als Belastungsprobe für die Zeit nach der Behandlung. Die Wochenendplanung und ein individueller Krisenplan werden intensiv vor- und nachbereitet. Die Akutaufnahme des Fachkrankenhauses steht den Patientinnen und Patienten jederzeit zur Verfügung. Bei Bedarf werden mit der Akutaufnahme individuelle Kontaktzeiträume am Wochenende vereinbart. 

„Unser Ziel ist es, dass das soziale Netz der Patientinnen und Patienten derart reaktiviert, gestärkt oder neu geknüpft ist, dass zum Abschluss der Behandlung eine stabile häusliche Situation gewährleistet werden kann, die sich positiv auf die psychische Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten auswirkt“, fasst die Oberärztin zusammen. 

 

Ihre Ansprechpartnerin für die TK AKI: 
Dr. med. Jolante Tuchman
Oberärztin
Psychiatrische Institutsambulanz/TK AKI

Alexianer St. Joseph Berlin-Weißensee GmbH
Gartenstraße 1
13088 Berlin
Tel. 030 92790 258 
Fax 030 92790705
/ http://www.alexianer-berlin-weissensee.de/