Psychische Beschwerden nach der Geburt und frühkindliche Regulationsschwierigkeiten stellen häufig Belastungen für Eltern und ihre Kinder dar. Die Eltern-Säugling-Kleinkind-Psychotherapie (ESKP) bietet Unterstützung und Entlastung. Eine Studie evaluiert diesen Behandlungsansatz wissenschaftlich und bewertet den Versorgungsbedarf in Deutschland. Das Alexianer St. Joseph-Krankenhauses Berlin-Weißensee ist eines der Studienzentren.
Bis März 2021 können Mutter-Kind-Paare, die unter psychischen Belastungen in der Schwangerschaft oder Entwicklungs- und Verhaltensschwierigkeiten des Kindes leiden, in Berlin, Leipzig oder Flensburg an der Studie „Evaluation der Säugling-Kleinkind-Psychotherapie mittels Prävalenz- und Interventionsstudien" (SKKIPPI) teilnehmen. Das multizentrische Forschungsprojekt ist am 15. Mai 2018 gestartet und läuft unter der Führung der International Psychoanalytic University Berlin (IPU) bis mindestens 15. November 2021.
Auf der Mutter-Kind-Station des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses erhalten psychisch erkrankte Mütter, deren Kinder nicht älter als sechs Monate sind, die Möglichkeit, an der SKKIPPI-Studie mitzuwirken. Bei Patientinnen, die unter ambulanten Bedingungen behandelt werden können, schließt die SKKIPPI-Studie Kinder von Null bis 36 Monaten ein.
Im Mittelpunkt der vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit 2,46 Millionen Euro geförderten Studie steht die Wirksamkeit der Eltern-Säugling-Kleinkind-Psychotherapie (ESKP) in stationärer Behandlung sowie im häuslichen Umfeld. Zu diesem Zweck werden die teilnehmenden Mutter-Kind-Paare zufällig in zwei Gruppen aufgeteilt, die entweder ESKP oder eine herkömmliche Therapie erhalten.
Die Studie in der Praxis
„Ein Studienarm umfasst wöchentlich ein 25-minütiges Einzelgespräch, der zweite bietet zwei 50-minütige Einzelsitzungen. Das studienspezifische Therapieangebot enthält zudem eine systematische Videoarbeit", erklärt Uta Fürstenberg, Oberärztin des Alexianer St. Joseph-Krankenhauses. „Dabei liegt der Fokus auf der Förderung der Eltern-Kind-Beziehung. Durch ESKP sollen bestehende Symptome gelindert, nachhaltig die Eltern-Kind-Beziehung gefördert sowie positive Entwicklungsbedingungen für das Kind geschaffen werden", so die Psychiaterin.
In zwölf Sitzungen über einen Zeitraum von sechs Wochen werden Mütter gemeinsam mit ihren Kindern von Psychotherapeuten mit spezifischer ESKP-Zusatzqualifikation betreut. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf der Beobachtung und Entwicklung der Beziehung von Mutter und Kind.
„Durch Videoarbeit haben Mütter die Möglichkeit, sich in der Interaktion mit ihrem Kind unter therapeutischer Begleitung zu betrachten. Auf diese Weise werden auf der einen Seite positive Aspekte bestärkt. Eine an Depression erkrankte Mutter kann zum Beispiel erkennen, dass ihr doch mehr gelingt, als sie subjektiv wahrnimmt. Andererseits lassen sich auch Defizite aufzeigen, an denen in der Folge gearbeitet werden kann", erläutert Olga Becker, Psychologin in Ausbildung. „Interventionen in einer frühen Phase der Kindesentwicklung sind sowohl für die aktuelle Entwicklungsphase als auch für die Prävention von psychischen Erkrankungen im Erwachsenenalter des Kindes von Bedeutung", führt Uta Fürstenberg aus.
Mithilfe der SKIPPI-Studie sollen Grundlagen für eine künftig verbesserte integrierte psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung für Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern geschaffen werden.